Band 1 Bildband und Band 2 Textband
DIE GESCHICHTE DER COMTOISE UHREN
sind lieferbar.
Bernd Deckert, Jahrgang 1948, kaufte schon als Schüler seine erste Comtoise Uhr und begann während seines Geschichts -
und Geographie Studiums, Comtoise Uhren zu kaufen, verkaufen, restaurieren und sammeln.
Ab 1981 werden auch Comtoise Repro Uhren und Uhrenteile, wie z.B. Emailzifferblätter, Zeiger und Zierteile produziert.
Im Jahr 2001 wurde schliesslich das erste öffentlich zugängliche Comtoise Uhren Museum in Düsseldorf eröffnet.
Jahrzehntelange Erfahrung mit Comtoise Uhren haben Bernd Deckert zu einem Experten für antike Comtoise Uhren
werden assen, so dass es nur folgerichtig war, dieses Wissen in Worte zu fassen.
Entstanden ist ein Werk in 2 Bänden mit 3 Anhängen, welches mehr als 1000 Seiten Informationen über Comtoise Uhren
umfasst.
Band I - Bildband - pro Seite wird eine Uhr beschrieben und abgebildet.
370 Uhren mit weit mehr als
1000 Abbildungen erwarten den interessierten Leser.
Band II - Textband. Auf über 400 Seiten in mehr als 20 Kapiteln wird die Entwicklung der Comtoise Uhren von den
Anfängen gegen Ende des 17. Jahrhunderts bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts beschrieben, immer mit
Bezug auf die Bilder in Band I, aber auch mit vielen weiteren eigenständigen Bildern.
Zahlreiche französische Texte/Quellen werden sowohl in französischer Sprache als auch in deutscher Übersetzung
abgedruckt.
Anhänge I, II und III beinhalten auf mehr als 350 Seiten Katalogmaterial der Etablisseure/Hersteller von Uhren und
Produkten aus Morez und Umgebung.
Band 1 + 2 kosten jeweils Euro 85,00 zzgl. Versand.
Die Anhänge kosten je Stück Euro 25,00 zzgl. Versand.
Nachfolgend können Sie einige Textpassagen aus Band 2 Textband von Bernd Deckert über DIE GERSCHICHTE DER COMTOISE UHREN lesen.
Die nachfolgenden kurzen Auszüge aus den einzelnen Kapiteln sollen Sie neugierig auf dieses neue Buch über die Comtoise Uhren machen.
Bitte haben Sie Verständnis, dass die hier in diesen „Schnupper-Text-Passagen“ erwähnten Bilder/Bildverweise nicht realisiert werden konnten.
DIE GESCHICHTE DER COMTOISE UHREN
INHALTSVERZEICHNIS
1. Vorwort
2. Einführung
3. Definition: Was ist eine Comtoise?
4. Die Mayet Legende
5. Vier Organisationsperioden
a. 1. Periode von 1680 - 1755 Die manuelle Fertigung
b. 2. Periode von 1755 – 1830 Die Heimarbeiter Fertigung
c. 3. Periode von 1830 - 1880 Die Produktion auf dem Höhepunkt
d. 4. Periode von 1880 - 1914 Der Niedergang
6. Vertrieb und Export
7. Mayet Type Uhren
8. Kartuschenuhren
9. Hahnenuhren, Sonnenuhren und Adleruhren.
Deutung der Symbole
a. Hahn, Sonne und Adler
b. Die Kette der Union, Cordelier und Jacobinermütze
c. Revolutionäre Symbole
d. Der fünfstrahlige Stern und andere napoleonische Symbole
e. Stilelemente in Bekrönungen des 18. u. 19. Jahrhunderts
10. Übergangsperiode 1815 - 1830
11. Der Aufschwung unter Louis Philippe 1830 - 1848
12. Die Entwicklung der Zierbleche nach 1848
13. Comtoise Gebäude- und Turmuhren
14. Gangwerke. Hemmungen15. Schlagwerke
16. Monats-u. Jahreslaufwerke
17. Zifferblätter
18. Zierbleche und Pendel
19. Gewichte, Glocken, Zeiger und Schlüssel
20. Kalenderanzeige
21. Mini Comtoise Uhren und Comtoise Uhren mit Federzugwerken
22. Comtoise Uhren mit Musikspielwerken
23. Raritäten und Kuriositäten
24. Comtoise Repro Uhren
25. Literarturverzeichnis
1. VORWORT. ( 3 Seiten )
Nachdem ich im Jahr 1967 als Schüler während einer Oberstufenfahrt nach Frankreich in Arles meine erste Comtoise Uhr gekauft hatte, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass sich mein zukünftiges berufliches Leben mit Comtoise Uhren beschäftigen würde. Gleichzeitig mit Beginn des Geschichts - und Geographie Studiums im Jahre 1969 wurde das Hobby zum Beruf, und in den folgenden Jahren entwickelte sich der Uhrenhandel in der eigenen Firma rasant.
Im Jahre 1974 war das erste kleine Buch über Comtoise Uhren von Ton Bollen erschienen, und auch ich hatte geplant, als Abschlussarbeit meines Studiums die Geschichte der Comtoise Uhren zu schreiben.
Im Jahr 1975 besuchte mich Gustav Schmitt in Düsseldorf und machte bei dieser Gelegenheit viele Fotos von Comtoise Uhren, von denen dann einige in seinem im Jahr 1977 erschienenen Buch ‚Die Comtoiser Uhr’ abgebildet waren. Die meisten dieser Uhren befinden sich noch in meinem Besitz und sind heute Bestandteile des im Jahr 2001 eröffneten Comtoise Uhren Museums in Düsseldorf.
Während meines Studiums hatte ich versucht, die Comtoise Uhr wissenschaftlich aufzuarbeiten und war sozusagen mittendrin, als im Jahr 1977 das Buch von Gustav Schmitt erschien. Zu diesem Zeitpunkt traf ich auch die Entscheidung, weiterhin mit Uhren zu arbeiten und nicht Gymnasiallehrer zu werden, so dass die Examensarbeit nicht weitergeführt wurde, ausserdem schien mir zum damaligen Zeitpunkt der Markt für ein zweites Buch über Comtoise Uhren zu klein.
Aus heutiger Sicht war dies ein Fehler, denn den interessierten Comtoise Uhren Sammlern wäre eine Geschichte der Comtoise Uhren, die sich in den vergangenen 30 Jahren aufgrund des Schmitt Buchs und mündlicher Überlieferung gebildet hat, erspart geblieben.
Trotzdem zolle ich Herrn Schmitt nachträglich großen Respekt für Arbeit und Ergebnisse seines Buches, wenn ich auch nicht mit allen Ergebnissen übereinstimme....
Dieses Buch ist das Ergebnis einer mehr als 40 jährigen Arbeit mit antiken Uhren, insbesondere Comtoise Uhren, das Ergebnis intensiver Suche nach Quellen und ihrer Ausbeute, das Ergebnis zahlreicher Reisen nach Frankreich und Besuche relevanter Museen und das Ergebnis meiner individuellen Ausdrucksweise.
Entstanden sind die Texte dieses Buches in den Jahren 2004 bis 2008, zu einer Zeit, als in Deutschland eine Rechtschreibreform durchgeführt wurde. Meine Texte enthalten somit Elemente einer deutschen Rechtschreibung, wie ich sie vor Jahrzehnten einmal gelernt habe. Sicherlich haben aber auch inzwischen Elemente der deutschen reformierten Rechtschreibung Einzug gehalten, so dass Sie ein Mix von alt und neu vorfinden werden.
Ich habe mich entschlossen, meine Texte nicht lektorieren zu lassen, denn damit wäre sicherlich viel von der Individualität dieses Buches verloren gegangen.
Düsseldorf, am 24. November 2008
2. Einführung. ( 4 Seiten )
Für das, was man unter Comtoise Uhren versteht und was in diesem Buch beschrieben werden wird, gibt es auch eine Vielzahl anderer richtiger und falscher Bezeichnungen, so dass es sinnvoll erscheint, zuerst einmal alle Begriffe aufzulisten und zu überprüfen, um dann genau zu definieren, was nun eigentlich eine Comtoise Uhr ist.
Zu den vielen anderen Namen für Comtoise Uhren, die ich schon gehört habe, gehören z.B. Comptoir Uhr, Comtesse Uhr, Comteuse Uhr, Comptoise Uhr, Contoise Uhr, Mönchsuhr, Weinbauernuhr, Auvergne Uhr, Burgunder Uhr, Hochburgunder Uhr, Comté Uhr, Grafschafter Uhr, Morez Uhr, Morbier Uhr...................
3. Definiton: Was ist eine Comtoise Uhr! ( 2 Seiten )
Das Wort ‚comtoise’ leitet sich vom Namen ‚Franche-Comté’ ( Freie Grafschaft oder auch Freigrafschaft ) ab. Eine Uhr aus der Franche-Comté ist somit für den Franzosen ‚’une horloge comtoise’ oder dann auch kurz „ La Comtoise“.................
Diese Bezeichnung „ Comtoise“ hat sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gebildet, denn in alten Firmenkatalogen des 19. Jahrhunderts taucht diese Bezeichnung erstmals auf. Vor dieser Zeit wurden die Comtoise Uhren stets als ‚Horloges de Comté’ ( Uhren der Grafschaft bzw. Grafschafter Uhren ) bezeichnet. Im Folgenden wird jedoch nur noch von Comtoise Uhren gesprochen......................
Nicht jede Uhr, die in der Franche-Comté hergestellt wurde, ist nun auch eine Comtoise Uhr, denn um als Comtoise Uhr zu gelten, muss das Uhrwerk einige typische Merkmale aufweisen, was wiederum bedeutet, dass auch Comtoise Uhren, die außerhalb der Franche-Comté gebaut wurden, als Comtoise bezeichnet werden dürfen. Die Ableitung des Namens aus dem Wort Comté bzw. Franche-Comté ist zwar vorhanden, die typischen, technischen Merkmale des Uhrwerks sind aber für die Bezeichnung ‚Comtoise’ ausschlaggebend-
Welche typischen Merkmale sind gemeint?....................
4. Die Mayet Legende. ( 23 Seiten )
" Il était une fois, une histoire vraie, annoncant, un événement qui allait bouleverser pendant 2 siècles ces regions de montagnes. Un magnifique mouvement d'une pauvre horloge, destinée au peuple, à de rares exeptions faites, horloge rustique, aux rouages rudes, comme son peuple qui la créa. Résistante au travail, à la poussière, au temps, horloge que des "rustres" sans connaissances horlogères et mécaniques, entretenaient en huilant ses axes au moyen d'une plume de coq trempée dans une huile végétable au début puis minérale à la fin du 19me siècle, qui leur redonnait pour quelques temps un nouveau sursaut d'énergie, avant de sombrer dans le cambouis, par gommage des pivots. Horloge, qui défia le temps, mais que l'homme, versatile, qu'elle avait servi trop fidèlement, lassé de tousjours la voir, changeant de gout, jetait brusquement à la ferraille, source de fer à qui elle devait sa naissance".
(frei übersetzt:
"Es war einmal eine wahre Geschichte, die uns ein Ereignis ankündigte, welches diese Bergregion
während 2 Jahrhunderte erschüttern sollte.
Ein großartiges Uhrwerk einer kümmerlichen Uhr, mit groben Rädern, wie die Leute, die es erschufen. Zuverlässig, unempfindlich gegen Staub und Klima, wurde die Uhr von Bauerntölpeln, die ohne jegliche uhrmacherische und mechanische Kenntnisse waren, unterhalten, und die Achsen mittels einer
Hühnerfeder, zu Beginn mit Pflanzenöl und am Ende des 19. Jahrhunderts mit mineralischem Öl, geölt, um ihr für eine gewisse Zeit einen neuen Energieschub zu geben, bevor sie in der Schmiere stecken bleibt, durch Gummierung der Zapfen. Die Uhr, die der Zeit trotzte, die aber der wankelmütige Mensch, dem sie äußerst treu gedient hatte, ihrer vom täglichen Anschauen überdrüssig geworden, nach Änderung seines Geschmacks, plötzlich zum Schrott warf, selbst wieder Quelle für Eisen, Eisen, aus welchem sie einst geboren wurde.")
"Vers l'an 1660, d'après une tradition de famille non contestée, le gardien du couvent des Capucines de Saint-Claude, étant à Morbier, demanda au Curé, si parmi les ouvriers du pays, il ne s'en trouverait pas un capable de réparer l'horloge de son couvent qui était dérangée. Le Curé le conduisait chez un forgeron nommé MAYET, qui passait pour un ouvrier très habile. Celui-ci répondit qu'il fallait voir la pièce. Construite en bois, vieille et usée, elle ne pouvait plus se réparer. MAYET la copia parfaitementet en fit une semblable en fer qu'il réussit.
Elle était comme l'original à heures et à demies, et elle marchait au moyen d'un ressort spiral" ( ce qui est douteux FM ) (23-24-26).
(frei übersetzt:
"Um das Jahr 1660, nach einer nicht in Zweifel gezogenen familiären Überlieferung, fragte der Küster des Kapuzinerklosters von Saint Claude, als er in Morbier weilte, den Pfarrer, ob sich nicht ein Kundiger unter den örtlichen Handwerkern finden würde, der die in Unordnung geratene Uhr seines Klosters würde reparieren können. Der Pfarrer schickte ihn zu einem Schmied namens MAYET, der als geschickter Handwerker galt. Dieser antwortete, dass er die Uhr sehen müsste. Aus Holz gebaut, alt und abgenutzt, war sie nicht mehr zu reparieren. MAYET kopierte sie perfekt und baute erfolgreich eine gleiche aus
Eisen. Sie war gleich wie das Original mit Stunden- und Halbstundenschlag und sie lief mittels einer
Spiralfeder"
( was zweifelhaft ist FM )(23-24-26).
.................................
Möglicherweise ist Ihnen aufgefallen, dass ich die Aufforderung......... nicht mit....... sondern mit ........übersetzt habe, was dem Sinn des Wortes........... entspricht.
Andere Autoren und selbst der Autor, der die Legende einige Generationen später niedergeschrieben hat, haben diese.............................) übersetzt und damit erreicht, dass der Leser oder Zuhörer lacht über diese Schmiede-Uhrmacher, die nicht in der Lage waren, die Uhr zum Laufen zu bringen, weil sie vergessen hatten, das Pendel anzustoßen.
Mit....................... wird jedoch der Knackpunkt der ganzen Geschichte deutlich, und es ergibt sich eine Lösung, die viel zu kompliziert ist, als dass sie sich in einer Legende darstellen ließe, da sie von den meisten Menschen nicht verstanden würde.
Es gibt einige Merkmale, die immer wieder für die Altersbestimmung von Comtoise Uhren herangezogen werden, nämlich die Pendellänge und die Höhe des Pendelhauses. Je größer die Pendellänge, desto früher die Uhr und auch je höher das Pendelhaus, desto früher die Uhr.
Da ist sicher etwas dran, denn es gibt eine Erklärung, warum dies so sein könnte...................
..........................................
Eines ist jedoch unbestreitbar: Die Konzeption dieser ersten Comtoise Uhren war genial! Genial, weil.............
.........................................
Gemäß der Huyghenschen Erfindung hatten auch andere Uhrmacher anderer Länder die Radunrast bzw. Waag gegen das Pendel getauscht, und in vielen europäischen Ländern wurden dann Pendeluhren mit Spindelgang gebaut, aber, und das ist das Bemerkenswerte, alle diese Uhren hatten relativ kurze Pendel mit einer großen Amplitude, d.h. sehr schnell und weit schwingend. Bei süddeutschen Uhren schwangen diese kurzen Pendel vor den Zifferblättern, so dass man diese später als 'Kuhschwanzpendel' oder auch als 'Zappler' bezeichnete. Englische, französische und niederländische Uhrmacher bauten Tischuhren, Wanduhren und auch Standuhren mit Spindelgang und kurzen Pendeln. Nach Erfindung des Hakengangs in England wurden sicherlich nach 1680 bald keine Standuhren mehr mit Spindelgang und Kurzpendel gebaut.
Die einzige Ausnahme unter all den Uhren, die in dieser Zeit entstanden, bildeten diese Uhren aus den Bergen des Jura, die Spindelgang mit einem langen Pendel hatten...................
......................................
Hatte noch Ton Bollen angeführt, dass die meisten Schmiede wahrscheinlich spanisch-katalanischen Ursprungs waren aufgrund der Schreibweise ihrer Namen, wie z.B. Yobez, Badoz, Thovvarez, Ferez, aber auch Mayet und Cattin, so scheint diese These nicht haltbar, denn wenn man die Entwicklung vieler Familiennamen verfolgt, so ergeben sich diese Namen als Endprodukte eines Entwicklungsprozesses.
Vgl. hierzu insbesondere die Arbeiten von BRELOT, M Peut-on parler d'une Franche-Comté Espagnole? Aufsatz vom 27.4.1963 erschienen in Société d'émulation du Jura, Lons-Le-Saunier, 1965.
PRENEY, FR. Formation de la Population Franc-Comtoise. Défaut d'influence Espagnole. La Nouvelle Revue Franc Comtoise, No.15. 3me. Trimestre, 1957
.................................
Nach Abschluss aller Betrachtungen im Zusammenhang mit der Mayet Legende, kann ich zusammenfassend folgendes sagen.
Es steckt mehr Wahrheit in der Legende, als viele Leser und Autoren ihr zugestehen wollen, denn es waren keineswegs unbedarfte Schmiede, die nur vergessen hatten, das Pendel anzustoßen.
...................................
Der nachfolgende Artikel „ Les Mayet et l’Horlogerie“ war im Jahre 2003 im Bulletin No. xxxx der Association Francaise des Amateurs d’Horlogerie Ancienne erschienen und mein besonderer Dank geht an den Autor, Herrn Pierre Mayet, der mir gestattete, diesen Artikel in meinem Buch abzudrucken.
LES MAYET et l'HORLOGERIE
Avant de parler "horloge" et "Mayet", une précision s’impose : l'horlogerie n'a pas été inventée à Morbier. II y a des siècles que d'habiles artisans, dans plusieurs pays d'Europe, fabriquent des horloges, mais ce sont des pièces uniques, faites sur commande et réservées à une élite. Ce que les MAYET ont inventé, en créant une horloge simple, robuste et facilement reproductible, c'est l'horlogerie populaire. Cette horloge se répandra bientôt au delà des limites régionales et nationales sous le nom de "Comtoise" ou même de "Morbier". C'est dans ce sens que Morbier s'est vu qualifié du titre de "berceau de l'horlogerie".
DIE MAYET und die UHRMACHEREI.
Bevor man von „UHR“ und „Mayet“ spricht, ist eine Präzisierung erforderlich: die Uhrmacherei wurde nicht in Morbier erfunden. Seit Jahrhunderten wurden von erfahrenen Handwerken in mehreren Ländern Europas Uhren hergestellt, aber dies sind Unikate, auf Bestellung gefertigt und einer Elite vorbehalten. Das was die Mayet erfunden haben, indem sie eine einfache, robuste und leicht nachbaubare Uhr schufen, war die Volksuhr. Diese Uhr wird sich bald jenseits der regionalen und nationalen Grenzen unter dem Namen „Comtoise“ oder sogar „Morbier“ verbreiten. In diesem Sinne hat sich Morbier den Titel „Wiege der Uhrmacherei“ erworben.
5. Organisation der Herstellung. ( 93 Seiten )
In diesem Kapitel beabsichtige ich, die Art und Weise der Produktion der Comtoise Uhren zu untersuchen, das heißt insbesondere die geographischen und sozialgeschichtlichen Hintergründe aufzudecken. Uhren werden von Menschen hergestellt und diese Menschen werden geprägt durch Vorbilder, Sitten, Gebräuche, Lebensort und Lebensumstände usw. usw. .
Die älteste und somit wichtigste Quelle ist von ...............Aus dieser Reisebeschreibung werden Passagen ....... zitiert und übersetzt, welche für die Uhrenherstellung des hohen Jura relevant sind. Allein die Verinnerlichung dieser Textpassagen vermittelt uns einen tiefen Eindruck der Situation um...................
Insgesamt kann ich 4 Perioden unterscheiden:
1.Periode also von ca. 1680/1690 bis 1750/55.
2.Periode bis zum Ende der Restaurations-Epoche bzw. bis zum Beginn der Herrschaft Louis Philippes im Jahr 1830, als die Wirtschaft dann unter seiner Herrschaft einen starken Aufschwung nahm.
3.Periode als Blütezeit der Comtoise Uhren Fertigung mit einer Zeitspanne von 1830 – 1880.
Wenn wir später einen Augenzeugenbericht über die Uhrenfertigung im Jahr 1854 in Morez lesen, dann wird uns hier der Höhepunkt der Produktion beschrieben, denn die höchsten Produktionszahlen, die bis an die 100.000 Stück jährlich heranreichten, wurden in den Jahren zwischen 1850 und 1870 erreicht.
4.Periode mit dem allgemeinen Niedergang der Comtoise Uhren Produktion, der zwischen 1880 und 1885 begann und wahrscheinlich mit der endgültigen Produktionseinstellung 1914 bei Ausbruch des 1. Weltkriegs endete. .................................
a) 1. Periode von 1680 – 1755. Die Manuelle Fertigung.
In dieser Zeit war der Schmied/Uhrmacher der alleinige Hersteller der Uhr, d.h. alle Teile wurden von ihm gefertigt. Als Schmied bearbeitete er das Eisen und fertigte..................
b) 2. Periode von 1755 – 1830. Die Heimarbeiter Fertigung
Diese 2. Periode ist gekennzeichnet durch eine sich weiterentwickelnde Arbeitsteilung auf Heimarbeiterbasis und einer damit stark steigenden Produktionszahl.
Weiterhin fällt in diese Zeit die Gründung der Stadt Morez, die durch die steigende Produktion einen starken Aufschwung erfährt..........................
c) 3. Periode 1830 - 1880. Die Produktion auf dem Höhepunkt.
Waren die Comtoise Uhren während der 1. Periode als Einzelstücke von überwiegend einer Person und dann während der 2 . Periode durch eine zwischen Unternehmer und Heimarbeiter organisierte Arbeitsteilung gefertigt worden, deren maximale Produktionskapazität durch das eigene System begrenzt wurde, so könnte man nun denken, dass die bedeutenden Produktionssteigerungen bis auf mehr als 100.000 Uhren bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts das Ergebnis der Industrialisierung der gesamten Produktionsweise gewesen wären.
Dies scheint auch Tenor der bisherigen Literatur über die Comtoise Uhren gewesen zu sein., denn z.B. lesen wir auf Seite 11 bei Ton Bollen: „ Vanaf de begintijd tot de uiteindelijke periode van grootindustrie in de negentiende eeuw werd de produktie ontwikkeld vanuit kleine familie-ateliers tot goed georganiseerde en gemechaniseerde fabrikjes“. „Vom Beginn bis zur endgültigen Periode der Großindustrie des 19. Jahrhunderts wurde die Produktion aus kleinen Familien-Werkstätten zu gut organisierten und mechanisierten kleinen Fabriken entwickelt“.
Auch bei Siegfried Bergmann auf Seite 447 lesen wir: „.Comtoise Uhren...., sondern sehr interessant auch wegen ihrer langen geschichtlichen Entwicklung des Herstellungsprozesses von der handwerklichen Einzelfertigung bis zur Serienproduktion mit Arbeitsteilung, Spezialisierung, Werkzeug- sowie Maschineneinsatz und Fertigungsoptimierung. An der Historie eines über Jahrhunderte im wesentlichen unveränderten Produktes - der Comtoise-Uhr - kann der Industrialisierungsprozeß des 19. Jh. In der mechanischen Industrie deutlich gemacht werden.
Wenn man empirisch arbeitet, d.h. wenn man ohne Quellen nur anhand bekannter Uhren Rückschlüsse auf die Entwicklung der Comtoise Uhren macht, dann kann man durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass doch eigentlich die Uhren im 19. Jahrhundert nur industriell in Fabriken hergestellt worden sein können.
Die Quellenlage widerlegt nun diese These............................
.
d) 4. Periode 1880 – 1914 . Der Niedergang
Die fetten Jahre der Comtoise Uhren liegen schon 20 - 30 Jahre zurück, in den achtziger Jahren verstärkt sich der Rückgang dramatisch. Die Gründe sind sicherlich vielschichtig. Der Export von Comtoise Uhren war niemals bedeutend, denn die Comtoise Uhren waren auf dem Weltmarkt der deutschen und amerikanischen Konkurrenz aufgrund ihres vergleichbar hohen Preises hoffnungslos unterlegen. Ich denke, dass die Comtoise Uhren selbst dann unterlegen gewesen wären, wenn sie unter vergleichbaren industrialisierten, d.h. mechanisierten Produktionsbedingungen wie die deutschen oder amerikanischen Uhren hergestellt worden wären. Die Comtoise Uhren wären dann wegen des wesentlich höheren Materialeinsatzes immer noch teurer als die Konkurrenzprodukte gewesen. Bei anderen Uhrentypen waren französische Hersteller im Export durchaus erfolgreich...............................
6. Vertrieb und Export ( 28 Seiten )
In diesem Kapitel sollen Vertrieb und Export der Comtoise Uhren untersucht werden.
Wenn man hierüber etwas zu erfahren wünscht, wie die Uhren aus dem Jura zu den Kunden gekommen sind, so kann man bei Schmitt und Bergmann lesen, wie diese sich das vorgestellt haben.
Bei Gustav Schmitt finden wir hierzu in der 3. Auflage von 1983 auf Seite 492 den Satz: " Die ambulanten Uhrenhändler konnten außer ihren Uhren nicht auch noch die Gewichte mit sich führen".
Bei Siegfried Bergmann wird es dann schon etwas konkreter, wenn er in seinem Buch auf Seite 39 schreibt: " Der Verkauf dieser Großuhren erfolgte durch Uhrenhändler, die entweder mit einer Musteruhr ( Abb. 424 ) über Land zogen und Bestellungen aufnahmen oder gleich bis zu acht Uhren auf einem Tragestuhl befestigten und so schwer bepackt über Hunderte von Kilometern als 'fliegende Händler' von Haus zu Haus gingen".
Ambulante Uhrenhändler ziehen also schwer bepackt über Land und verkaufen ihre Uhren. Eine romantische Vorstellung ist diese Vertriebsart sicherlich, aber man sollte sie ganz schnell dahin tun, wo sie hingehört, nämlich ins Reich der Märchen......................
7. Mayet Typ Uhren 1690 – 1740 ( 5 Seiten )
Bereits in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden die frühen Comtoise Uhren des 18. Jahrhunderts, und wie wir natürlich inzwischen wissen auch die Uhren nach 1692, mit einem Messing- oder Zinnziffernreif und Messingzierdach als 'Mayet Comtoise' bezeichnet, da die Mayet Signatur am häufigsten vorkam und die Legende die Mayets als Initiatoren der Uhrenindustrie des Jura benannte. Aus heutiger Sicht halte ich diese Bezeichnung für absolut gerechtfertigt, denn ich denke, dass nach meinen Ausführungen über die Mayet Legende die Mayet in der Tat die Initiatoren waren und somit wesentlich mehr an der Entwicklung der Comtoise Uhr beteiligt waren, als dies den Mayet noch von Bollen, Schmitt und auch Maitzner/Moreau zugestanden wurde.
Als Mayet Typ Comtoise möchte ich alle frühen Comtoise Uhren bis ca. 1740 bezeichnen, unabhängig davon, ob sie Mayet oder anders signiert sind oder gar keine Signatur tragen, die folgende Kriterien erfüllen,:
....................
8. Kartuschenuhren 1730 – 1760 ( 5 Seiten )
Waren die allerersten Comtoise Uhren des Mayet Typs den Vorbildern aus Paris gefolgt und trugen entsprechend frühe Messing- oder Zinnzifferringe ähnlich den Religieuse Uhren, so blieb Paris auch bei der zweiten Generation vom Comtoise Uhren als Vorbild prägend, indem, wie im vorhergehenden Kapitel schon dargelegt, Kartuschenzifferblätter aus Paris importiert wurden.
Unter französisch 'cartouche', deutsch 'Kartusche' versteht man ein schildartiges Ornament.
In der Tat erinnern die weiß emaillierten kleinen Plättchen, die in die Aussparungen des
Messinggussskeletts gesetzt werden, von ihrer Form her an kleine Schilde.
Zu den Mayet Typ Comtoise zähle ich aber nur diejenigen Comtoise Kartuschenuhren, die sowohl die entsprechende einzeigrige Werkbauart, sowie gesägte Frontons und die besagten Zifferblätter mit Minuterie am Rand aufweisen.
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Die neue Emaillerie von LeLocle fertigte dann aber sehr bald einteilige Emailzifferblätter von 19 cm Durchmesser für einzeigrige Comtoise Uhren, und viele ältere Uhren des Mayet Typs, welche Messinzifferreifen- oder Zinnzifferreifen, manchmal auch Kartuschenzifferblätter, hatten, wurden dann mit diesen Emailzifferblättern modernisiert.
Das Jahrzehnt zwischen 1740 und 1750 ist ein Jahrzehnt des Umbruchs.
Einzeigrige Uhren des Mayet Typs mit Messingzifferreifen, Zinnzifferreifen und Kartuschenblättern verlieren in dem Umfang an Bedeutung wie zweizweigrige Kartuschenuhren, einzeigrige und zweizeigrige Uhren mit großen Emailzifferblättern an Bedeutung gewinnen.
Ein neues Produkt, das einteilige Emailzifferblatt, macht es möglich.........
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9. Stilelemente in Gussbekrönungen des 18. Und 19. Jahrhunderts ( 24 Seiten )
a.) Hahnenuhren, Sonnenuhren und Adleruhren. Deutung der Symbole.
Neben Hahn, Sonne und Adler, den markantesten Symbolen, die wir in den Gussbekrönungen der Comtoise Uhren finden und die wir in einzelnen Kapiteln betrachten wollen, gibt es noch eine Vielzahl anderer, kleinerer Stilelemente, die wir teilweise gemeinsam oder in speziellen Kapiteln wie z.B. für revolutionäre und napoleonische Symbole anschauen wollen.
Wir finden z.B. Unionskette ( chaîne de l'union ) und Kordel ( cordelière ), eine oder drei Lilien, Akanthus, Rocaille, Palmetten, Voluten, Hennen, Ährenbüschel, Blumenranken und Blumenschalen, Weinreben, Posaune blasende Engel, Kopf der Medusa, Hermeskopf, das Medaillon Ludwig XIV, Königskrone, Weltkugel, Zirkel, Winkelmaß und Lineal, Chronos, Liktorenbündel, Löwen, Lorbeerkranz, Putten, Engelchen, Sonnenkopf ( Apollonkopf ) bzw. Phoebuskopf, Jacobinermütze ( phrygische Mütze) einzeln und auf Pike, gefaltete Hände, Liktorenbündel, Herze, Justitia mit Waagschale, Medaillon mit Droit de l'homme, Adler mit und ohne Krone, kleine Adler, einen fünfzackigen Stern, ein 'N', ein Portrait eines römischen Konsuls, Napoleon einzeln oder zusammen mit Josephine, " N ", usw.
Alle diese Abbildungen, selbst kleinste Kleinigkeiten, haben eine Bedeutung, leiten sich irgendwo ab, können uns etwas zum Verständnis der Zeit sagen, in der die Uhr entstanden ist. In der bisherigen Literatur über Comtoise Uhren werden die Abbildungen sehr unzureichend, die meisten überhaupt nicht, und wenn doch, dann leider teilweise noch falsch, erklärt....................
Das Hahnenemblem
Nicht nur Comtoise Uhren des 18. und 19. Jahrhunderts sind mit Bekrönungen von Hahn, Adler und Sonne geschmückt, sondern auch viele Laternenuhren und Pendulen, wobei bei den Pendulen allerdings fast ausschließlich nur Sonnenmotive vorkommen.
Von fast allen Autoren, die bisher über Comtoise Uhren geschrieben haben, werden Hahn und Sonne als Zeichen des beginnenden Tages gedeutet, politische Bedeutung wird anscheinend dabei nicht vermutet. Ich jedoch glaube, dass nicht nur die Embleme unter diesen Bekrönungen, wie drei bourbonische Lilien..........,sondern auch die Bekrönungen selbst als politische Symbole zu deuten sind. Den Hahn nur als Zeichen des beginnenden Tages zu deuten, ist einfach zu wenig und wird Frankreich nicht gerecht.
Während der französischen Revolution steht der Hahn nach wie vor für das französische Volk,
das sich allerdings jetzt wie der Hahn, der für Wachsamkeit und kämpferische Natur steht, gegenüber dem Adel und der Obrigkeit wachsam und kämpferisch zeigt. Auf Tellern dieser Epoche, vgl. Abb. xxx ist sehr oft der Hahn abgebildet. Das Siegel des Direktoriums ( 1795 - 1799 ) zierte der gallische Hahn.
Der gallische Hahn entwickelte sich langsam zu einem nationalen Symbol Frankreichs. Während der Juli Monarchie ( 1830 - 1848 ) zierte der gallische Hahn als offizielles Symbol die Uniformknöpfe und Fahnen der Nationalgarde. Das Staatssiegel der heutigen 5. französische Republik wird durch den gallischen Hahn gebildet.
Vor der Revolution, während und nach der Revolution und bis heute durchweg bei allen fünf französischen Republiken spielt der gallische Hahn mehr oder weniger als Nationalsymbol für Frankreich eine Rolle. Lediglich Napoleon I. unterbrach für die Zeit seiner Herrschaft die Kontinuität des gallischen Hahns als Symbol für Frankreich............
Das Adleremblem.
Ist der Hahn ein Symbol für Frankreich und seiner Bevölkerung, so ist der Adler ein Symbol für Götter und Kaiser gewesen. Der Adler ist sowohl religiöses wie auch politisches Symbol.
Er kommt in allen großen Weltreligionen vor, sein symbolischer Gehalt ist somit uralt.............
............
Nach 1799, nachdem Napoleon I. 1. Konsul geworden war, verschwand der Hahn vollends, der Adler wird vorherrschend. Nach der Kaiserkrönung von 1804 wird der kaiserliche Adler dann überwiegend als gekrönter Adler dargestellt..........
Nach 1799, insbesondere natürlich nach 1804, wird der schlichte, sich an griechischen und römischen Vorbildern anlehnende Stil des Directoire vom prachtvollen Stil des Empire abgelöst, der bewusst zur Verbreitung des napoleonischen Kaisertums eingesetzt wurde.............
.................
Das Sonnenemblem.
Neben Hahnenemblem und Adleremblem, wobei der Adler den Hahn während der napoleonischen Zeit ersetzte und danach auch nicht mehr auf die Comtoise Uhren zurückkehrte, zumindest nicht in gegossener Form, finden wir das Sonnenemblem während der gesamten Nutzungsperiode gegossener Bekrönungen auf Comtoise Uhren wieder, d.h. von ca. 1750 bis ca. 1830.
Wie wir sehen werden, gibt es während der napoleonischen Zeit eine besondere Ausführung des Sonnenemblems, das dann..............
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Der Apollokult wurde im 5. vorchristlichen Jahrhundert von den Römern übernommen, hauptsächlich in seiner Funktion als Sonnengott, aber auch als Schutzpatron des Hauses, der Familie und der Landwirtschaft. Auch die Römer stellten ihn oft als gelockten Jüngling mit und ohne Lorbeerkranz dar, begleitet von Lyra, Pfeil und Bogen. Insbesondere Kaiser Augustus pflegte dann den Sonnenkult des Apollon als den seines Schutzgottes.
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Die Kette der Union ( chaîne de l'union ) bzw. Kordel ( la cordelière).
Bei Comtoise Uhren findet man ab Mitte des 18. Jahrhunderts zu Zeiten Ludwig XV. oft den Hahn in Verbindung mit drei bourbonischen Lilien. Das Medaillon mit den Lilien ist oftmals von einer Kette umgeben, welche als 'Kette der Union' ( chaîne de l'union ) bezeichnet wird. In späterer Zeit finden wir dann die Kette mit einem leeren Medaillon oder sogar mit der Jacobinermütze.
Weder bei Bollen, Schmitt noch Maitzner/Moreau gibt es eine Erklärung, was diese Kette symbolisiert.
Alle benutzen die Bezeichnung ‚chaîne de l’union’, aber keiner weiß anscheinend, für was sie steht.
Alain Caudine bezeichnet das Gebilde in seinem Buch auf Seite 33, Abb.33 sogar als ‚chaînes de l’union’, also als Ketten der Union.
Schaut man sich das Gebilde an, dann können schon Zweifel enstehen, ob es sich überhaupt um eine Kette handelt. Ketten bestehen bekanntlicherweise aus einzelnen Gliedern, die dann zusammengesetzt sind. Solche Kettenglieder sind aber auf unseren Comtoise Uhren nicht zu erkennen, vielmehr scheint es sich um 2 ineinander verdreht Seile oder Bänder zu handeln.
Müssten wir also nicht vielleicht von ‚corde ou cordes de l’union’ ‚ Seil oder Seile der Union oder sogar von ruban/bande/attache de l’union’ Band der Union sprechen?
Da die Bezeichnung ‚châine’ Kette aber allgemein benutzt wird, werde ich sie nachfolgend auch weiter benutzen.
Wenn man im Medienzeitalter nun das Internet benutzt, um nach der Bedeutung der ‚chaîne de l’union’ zu forschen, so sollte man den Unterschied beachten, der sicherlich zwischen ‚chaîne d’union’ und ‚chaîne de l’union’ besteht. Unter chaîne d’union ( Vereinigungskette ) kann man durchaus auf die Erklärung stoßen, dass es sich um die menschliche Kette aus der Freimaurerei handelt, bei welcher sich die Mitglieder an den Händen fassen. Bei Wikipedia findet man dann z.B.: „La chaîne d'union est un élément important de la symbolique du compagnonnage ou de la franc-maconnerie mais peut se retrouver aussi dans d'autres démarches, rituels, cérémonies, etc.“ „Die Vereinigungskette ist ein wichtiges Element der Symbolik der Bruderschaft oder der Freimaurerei, kann sich aber auch in anderen Vorhaben, Riten, Zeremonien usw. wiederfinden.“
Habe ich also ‚chaîne d’union’ mit Vereingungskette übersetzt, so übersetze ich nun ‚chaîne de l’union’ mit ‚Kette der Union’.
Die Deutung von Siegfried Bergmann, der diese Kette der Union demnach als Symbol der Freimaurerei deutet, halte ich für abwegig.
Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass ein Herrscher wie Ludwig XV, der sein Königreich von Gottes Gnaden empfangen hatte, der sein Königreich anfangs von der katholischen Kirche, d.h von 1726 - 1743 durch Kardinal André-Hercule de Fleury regieren ließ, der den Absolutismus par excellence verkörperte und Frankreich zur europäischen Weltmacht des 18. Jahrhunderts führte, sein Wappen mit einem Freimaurersymbol hätte umgeben können. Was hätte er damit aussagen wollen, dass er etwa heimlich ein freimaurerisch denkender Aufklärer gewesen wäre? Die Freimaurerei wurde im Gegenteil in Frankreich in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts während seiner Regierungszeit verfolgt und schließlich sogar 1737 verboten. Öffentlich hätte sich Ludwig XV,, selbst wenn er heimlich ein Freimaurer gewesen wäre, niemals als Freimaurer outen können.
Da diese Kette der Union anfangs immer nur in Verbindung mit den drei bourbonischen Lilien vorkam, ist anzunehmen, dass die Kette auch etwas mit den Bourbonen zu tun haben muss.
Meiner Meinung nach symbolisiert diese Kette.............
Die Zeit der Revolution.
Wie die Zeit der Französischen Revolution für die Menschen tiefgreifende politische Veränderungen brachte, so spiegeln sich diese Veränderungen auch im Aussehen der Comtoise Uhren wieder..
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Ein Symbol dieser Revolutionszeit, welches man sehr selten an einer Comtoise Uhr findet, nämlich drei Herzen anstelle der drei bourbonischen Lilien, bedarf jedoch einer besonderen Erläuterung, da dieses Symbol sowohl von Schmitt als auch von Bergmann falsch gedeutet wurde.
Schmitt deutet die drei Herzen doppelsinnig: Seite 78, Abb. 41. "Hahnenuhr aus der Revolutionszeit; wahrscheinlich um 1793; im Medaillon: 3 Herzen; seitlich: 2 Hennen. Die Lilien im Medaillon wurden durch 3 Herzen ersetzt. Dieses Symbol ist doppelsinnig: es kann zugleich Zuneigung zum König oder zur Revolution ausdrücken".
Auch Bergmann führt in seinem Buch aus Seite 272 aus: "Bei einem Neuerwerb konnte sich der Uhrenkäufer durchaus entscheiden für eine Comtoise-Uhr mit Symbolen als eindeutiges Bekenntnis zu den Zielen der Revolution oder für politisch neutrale Motive". Er fährt fort auf derselben Seite: " Als neutral einzustufen sind "drei Herzen" im Medaillon (Abb. 290). Sie können als Zuneigung zum Königshaus wie auch als Zustimmung zur Revolution verstanden werden".
Die drei Herzen kommen noch in Verbindung mit dem Sonnenkopf vor ( siehe Abb. xxx ), aber niemals mit dem Adler. Oftmals finden wir auf Uhren der Revolutionszeit in den unteren Ecken dünne aus Messing gesägte Verzierungen in Herzform.
Wenn man die Symbolik der drei Herzen verstehen will, muss man sich sicherlich intensiver mit der Ikonographie der..................befassen, als dies Schmitt und Bergmann getan haben, damit solche Fehlinterpretationen ausbleiben.
Symbole, wie oben bereits ausgeführt, hatten in früheren Zeiten, in denen die meisten Menschen weder lesen noch schreiben konnten, eine viel größere Akzeptanz und Verbreitung in der Bevölkerung. Manche Symbole werden auch von unterschiedlichen politischen Gruppen zur Erklärung unterschiedlicher Aussagen benutzt, viele Symbole ändern auch ihre Bedeutung im Laufe der Zeit. Es macht daher Sinn..................
e. Der fünfstrahlige Stern + andere Embleme Napoleons
Als junger Mann, der die Ideale der Revolution begrüßte, war Napoleon 1792 nach Paris gekommen und er wäre sicher ein namenloser, bürgerlicher Artillerieoffizier geblieben, wenn er als Kind dieser Revolution nicht zugleich auch ihr großer Profiteur geworden wäre. 1792 war die Republik entstanden und diese brauchte natürlich loyale Offiziere, die aus einem ansonsten royalistisch geprägten Offiziercorps rekrutiert werden mussten. Bereits 1793 konnte Napoleon Buonaparte sich auszeichnen, indem er den Aufstand von Toulon niederschlug. Daraufhin wurde er bereits mit 24 Jahren Brigadegeneral.
Als Anhänger der Bergpartei ( Jacobiner ) wurde er nach dem Sturz Robbespierres für 14 Tage inhaftiert und aus der Armee entlassen. Doch auch das Direktorium brauchte fähige Armeeführer und holte ihn zurück, so dass er 1795 den royalistischen Aufstand in Paris blutig niederschlug und auch in Feldzügen gegen andere royalistische europäische Mächte, mit denen Frankreich im Krieg stand, dank seines militärischen Genies glänzende Siege errang. Sein Versuch, das Weltreich Alexanders des Großen über Ägypten bis nach Indien für Frankreich zu erobern, scheiterte allerdings im Jahre 1799 bereits nach Niederlagen gegen England in Ägypten.
Aus Ägypten zurückgekehrt, entmachtete er mit seinem Staatsstreich vom 9.11.1799 das machtlose Direktorium und setzte sich selbst als 1. Konsul an die Spitze von nun zusammen drei Konsuln, wurde dann bald als 1. Konsul auf Lebenszeit bestätigt, bevor er sich schließlich am 2.12.1804 zum Kaiser der Franzosen krönte.
Bis zum Ägyptenfeldzug 1798 und den damit verfolgten Zielen war Napoleon ein bekannter und sehr populärer Armeeführer, aber er war noch kein politisch Herrschender. Der Ägyptenfeldzug bereicherte mit neuen Stilelelementen den vom Directoire favorisierten griechisch-römischen Stil, aber die typischen Insignien römischer Macht, wie z.B. der Adler, sind erst mit der Ernennung Napoleons zum 1. Konsul eingeführt worden.
Das heißt nun ganz konkret für unsere Comtoise Uhren, dass...................
10. Die Übergangsperiode 1815 - 1830. Zeit Ludwig XVIII., Charles X. ( 5 Seiten )
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IM CHAOS ENTSTEHT NEUES, so könnte man wirklich das bezeichnen, was sich im 2. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts bzgl. des Aussehens der Comtoise Uhren entwickelte.
Um 1810 kam ein gewisser Pierre-Claude Paget aus Morbier auf die Idee, die üblichen aus Messing gegossenen Zierteile durch geprägte Zierbleche zu ersetzen........ .......
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Paget schuf nun ein Zierblech, dessen einzelne Elemente Stilmerkmale des Empire waren oder aber direkte Herrschaftssymbole Napoleon I.. Wir finden.......
Nachfolgend wollen wir uns einzelne Motive anschauen und versuchen, sie zu deuten, wie z.B. das Sonnenkopfmotiv:.................
Das Hauptstilelement des zweiten auch noch in dieser Übergangsperiode entstandenen und sehr oft zu findenden Zierblechs war ein geflügelter Drache in Verbindung mit einem großen Palmblatt.
Doch wie passt ein solcher Drache in die Zeit des Empire?........................
11. Der Aufschwung unter Louis Philippe ( 1830 - 1848 ) ( 8 Seiten )
Sonnenkopfmotiv und Drachenmotiv in zahlreichen Variationen hatten bis dahin die Comtoise Uhren der zwanziger Jahre geprägt.
Doch just zu diesem Zeitpunkt, vielleicht noch während der Regentschaft Charles X. oder schon vor Louis Philippe, erscheint nun ein neues beliebtes Zierblech auf den Comtoise Uhren, nämlich die
'Geflügelte Siegesgöttin',
( vgl. Abb. xx. )
( vgl. Schmitt, Seite 159 Abb. 90 )
( vgl. Maitzner/Moreau, Seite 40, Photo 101 + Seite 157, Photo 220 )
( vgl. Bergmann Seite 342, Abb. 345 )
Warum das Erscheinen dieses Motivs eng mit der Pressefreiheit in Frankreich und zu diesem Zeitpunkt um 1830 zusammenhängt, wird uns nach Analyse der Geschichte der zwanziger Jahre und dessen, was wir in dem Zierblech erkennen, deutlich...............
Das Motiv unserer betrachteten Comtoiseuhr zeigt uns den Augenblick des Siegs, denn am 8. September 1855 um 12:15 Uhr wurde die französische Fahne mit der Aufschrift 'Empire Francaise' durch einen französischen Soldaten, den wir hier in der typischen Uniform der algerischen Kolonialsoldaten, den so genannten Zouaves ( Einzahl zouaf ), sehen, auf einem Turm des Forts Malakow gehisst. Der algerische Elitesoldat reißt die Arme hoch zum Zeichen des Siegs, in der rechten Hand die Befehlsstange mit dem kaiserlichen Adler und Schleife, diesmal allerdings der Adler Kaiser Napoleon III..
Die Napoleonmotive:
Auch bei den Comtoise Uhren erlebte der Napoleonkult nun eine Renaissance, denn wir finden ihn nun offiziell in Messing geprägt für wenige Jahre zusammen mit dem auch erstmals erscheinenden fünfzackigen Sternzeiger.
12. Die Entwicklung der Zierbleche nach 1848 ( 7 Seiten )
Bis in die Jahre 1843-1846, .........., hatten alle drei-, bzw. zweiteiligen Zierbleche als Trennung zwischen Giebel und den vier Zierecken eine durchlaufende Sicke, und dabei ganz wichtig, sie hatten in den vier Ecken jeweils das gleiche geprägte Motiv..........
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Photo 95 zeigt uns die Dreieinigkeit Gottes. Rechts sehen wir einen bärtigen Gott Vater, der ein Himmelsgewölbe in seinen Händen hält, überwunden durch das Kreuz. Links sehen wir seinen Sohn, der seine Wunden zeigt. Inmitten von beiden sehen wir oben den Heiligen Geist, symbolisiert durch eine Taube vor Strahlen........
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Eine typische Comtoise Bahnhofsuhr ist in Abb. xx dargestellt.
Diese Uhr hat nur ein Gangwerk mit Scherenhemmung und ein sehr schweres Pendel inkl. Gangreserve beim Aufzug, also ein Präzisionswerk. Bezeichnend ist aber, dass diese Uhr als Hauptuhr für eine Nebenuhr diente, denn die Uhr weist an Ihrer Rückseite eine Antriebsachse für ein Außenzifferblatt auf.
Die Zeigerstellung für die Haupt- wie auch Nebenuhr erfolgt über eine zentrale Flügelmutter, die auf der Zeigerachse sitzt, vgl. Abb. xx........
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Die einzige Quelle, die zu belegen scheint, dass es sich bei CN gezeichneten Pendeln und Umrandungen um Produkte der Fa. Carl Neufeld aus Iserlohn handeln soll, stellt das Buch von Gustav Schmitt dar, denn wir lesen auf Seite 476:
“ Nach 1870 lieferte die Firma Carl Neufeld in Iserlohn, Peterstr. 2, für den französischen Markt geprägte Pendel und geprägte Zifferblattumrandungen. Infolge konkurrenzloser Preise ( kein Zoll ) konnte sich Neufeld einen großen Marktanteil verschaffen.
Die Firma Carl Neufeld bestand bis zum 31.9.1937. Die Firma stellte zu dieser Zeit hauptsächlich Sargbeschläge und Verzierungen her. Leider sind von der Firma Carl Neufeld, die ihre Erzeugnisse mit „CN“ und „Déposé“ bezeichnete, keine Prospekte erhalten geblieben. Ein großer Teil der Firmenakten ist durch Kriegseinwirkung verloren gegangen.“
Leider gibt Schmitt keine Quelle für oben angeführten Sachverhalt an. Es ist mir bisher nicht gelungen, einen Beweis für die Richtigkeit seiner Behauptung zu finden, allerdings auch nicht dafür, dass sie nicht stimmt.......
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Es gibt zwei Modelle mit erotischen Automaten, die in den vergangenen Jahren immer mal wieder angeboten wurden. Bei diesen beiden Modellen handelt es sich ebenfalls um Kreationen aus der Zeit nach 1990. vgl. Abb. xx und xxx.
Bollen erwähnt in seinem Buch, dass es Erotik Automaten gegeben haben soll, die allerdings vermutlich für den Export nach Japan gefertigt worden wären. Bisher gibt es leider keine Abbildung eines solchen Pendels.
Siegfried Bergmann beschreibt in seinem Buch auf Seite 244, Abb. 257 ein erotisches Motiv eines Comtoise Zierbleches. Was für ein Unsinn! Es handelt sich bei diesem Motiv ganz eindeutig um ein Kinderspiel, nämlich 'Schinkenklopfen', in Frankreich als 'la main chaude' ( die heiße Hand ) oder 'la main gauche' ( die linke Hand ) bezeichnet.
Betrachten wir die Szene genauer, so erkennen wir, dass......
13. Comtoise Turm- und Gebäudeuhren, Maxi Comtoise ( 13 Seiten )
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Eine Maxi Comtoise ist also eine Comtoise Uhr, die sich von den normalen 9, 10 oder 11 Zoll großen Comtoise Uhren nur aufgrund ihrer Größe unterscheidet. Eine Maxi Comtoise hat alle Attribute einer normalen Comtoise Uhr, wobei ihre Attribute ( Werkkäfig, Räder, Zifferblatt, Zeiger und Zierblech ) nur größer sind.
Eine Chateau Comtoise hat im Gegensatz zu einer Maxi Comtoise niemals einen Zifferblattschmuck.
Eine Chateau Comtoise in Vertikalbauweise ist eigentlich eine große Comtoise, aber eben keine Maxi Comtoise, die als kleine Gebäudeuhr, d.h. öffentliche Uhr, eingesetzt wurde.
Allen Comtoise Uhren, ob Maxi Comtoise Uhren und Chateau Comtoise ( Vertikal Comtoise ) Uhren ist eines gemeinsam. Wenn die Uhren ein Schlagwerk haben, so ist es in der Regel ein Rechenschlagwerk mit Stangenrechen gleicher Art wie in den normalen Comtoise Hausuhren. Jeder Laie konnte somit die Uhren in Gang setzen und die Zeit stellen. Dies war sehr wichtig, denn nicht überall konnten Uhrmacher die Funktion der Uhren überwachen. Dank des Rechenschlagwerks war aber eine Schlagfolge, die nicht mit der Uhrzeit übereingestimmt hätte, ausgeschlossen.
Noch etwas anderes dürfte allen Comtoise Turm und Gebäudeuhren gemeinsam sein, nämlich die Fertigung an einem festen Platz in kleinen Fabriken, d.h. jedenfalls keine ....................
in der Gruppe der öffentlichen Uhren, WAGNER NEVEU und SCHWILGUÉ erhielten jeder eine Goldmedaille, BERNARD-HENRI WAGNER, VÉRITÉ (aus Beauvais) und JULIEN GOURDIN (aus Mayet) Silbermedaillen, NIOT, LAMY et LACROIX (aus Morez), LAMY JOZ (aus MOREZ), DORLÉANS, CHAVIN FRÈRES (aus Morez), FUMEY (aus Morez) Bronzemedaillen, REYDOR FRÈRES, BAILLY-COMPTE PÈRE ET FILS (aus Morez) et VANDELLE (de Choisy-le-Roi) Erwähnungen.
Namentlich werden aus Morez folgende Firmen genannt.
Niot, Lamy et Lacroix, Lamy Joz, Dorléans, Chavin Frères, Fumey, Reydor Frères und Bailly-Compte Père et Fils.
Das sind insgesamt 8 Firmen aus Morez, die also um und vor 1844 solche öffentlichen Uhren verkauften. ...............................
Da in diesem Buch nur die Comtoise Uhren behandelt werden, werden von den öffentlichen Uhren auch nur diejenigen der typischer Comtoiser Bauart behandelt, die wir salopp fälschlicherweise als 'Maxi Comtoise' bezeichnen, die aber in den Katalogen entweder als 'Chateau Comtoise' oder als 'verikale Uhren' bezeichnet werden, im Gegensatz zu den 'horizontalen Uhren' ( vgl. Abb. xx ) und den 'Turmuhrwerken mit triangulärem Werksaufbau' ( vgl. Abb. xx) ...................
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Zu 2) Die Familien Lamy und Lacroix gehörten zu den bedeutendsten Etablisseuren in Morez. Die im Jahr 1828 gegründete Fa. Lamy et Lacroix der beiden Teilhaber Pierre Hyacinthe Lamy und Pierre Cyprien Lacroix mit seinem Sohn Jean Elie Lacroix entwickelte sich rasch zur bedeutendsten Fabrik in Morez, vermögenswirksam durch Familienbande verstärkt, denn im Jahr 1842 heiratete Jean Elie Lacroix Anne Virginie Lamy, die Tochter von Pierre Hyacinthe Lamy.
Die Firma Lamy et Lacroix industrialisierte die Brillenfertigung in Morez, ab 1842 stellte sie auch Brillengläser her. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden überwiegend Brillen gefertigt, aber natürlich waren Lamy et Lacroix auch Etablisseure in der Fertigung von Comtoise Uhren. Jean Elie Lacroix erhielt z.B. im Jahr 1838 ein Uhrenpatent.
Ab Anfang der fünfziger Jahre übernahm Jean Elie Lacroix die in Paris zum Vertrieb der Produkte gegründete Niederlassung, die allerdings unter Lacroix et Lamy firmierte.
Als Aimé Lamy und sein Bruder Francois Alphonse im Jahr 1855 die väterliche Firma in Morez übernahmen, beschäftigte das Unternehmen 500 Leute, wovon 300 in der Uhrmacherei und 200 in der Brillenfertigung arbeiteten. Diese 500 Leute arbeiteten natürlich nicht alle unter einem Dach bzw. einer Fabrik, sondern die Mehrheit waren Heimarbeiter.
Auf dem Deckblatt eines Firmenkatalogs der 2. Hälfte der fünfziger Jahre können wir die Hauptproduktgruppen lesen, mit welchen sich die Firma beschäftigte: Uhrmacherei, Optik, Goldschmiedekunst, auch betrieb man auch eine Gießerei sowie ein Walzwerk für Kupferbleche und man fertigte Neusilberwaren.
Neben den Comtoise Uhren, Regulatoren und Bratenwender, Turmuhren und Chateau Comtoise Uhren aus dem Bereich der Uhrmacherei, wurden nicht nur Gläser und Kneifer, sondern auch Bestecke, Goldschmiedeartikel, Fernrohre, Operngläser, Doppelferngläser für Theater, Magnetkompasse, Schatullen für Kompasse, Stereoskope sowie alle optischen Artikel angeboten. Ein großer Teil der Produkte wurde zugekauft und nur gehandelt. Teilweise finden sich diese Produkte auch in den Firmenkatalogen wieder.
Zwei Dinge sind in diesem Zusammenhang mit den o.a. Produkten auch für Comtoise Uhren von Bedeutung, nämlich Neusilber ( Maillechort ) und die Fertigung von Bestecken.
Neusilber ist eine Legierung aus Kupfer, Zink und Nickel, die seit 1827 am Markt war und nach seinen Erfindern Maillet und Chorier als Maillechort bezeichnet wurde. Diese Legierung zeichnet sich dadurch aus, dass die silberfarbene Oberfläche bestehen bleibt, d.h. nicht oxydiert. An Comtoise Pendeln aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts findet wir Kreationen in Form von Lyrapendeln mit Neusilberteilen, vgl. Abb. xxx vgl. Abb. xxx Comtoise Katalog xxx
Die Fertigung von Bestecken hat direkt natürlich nichts mit Comtoise Uhren gemein, wohl aber indirekt die Oberflächenbehandlung derselben.
Im 18. und frühen 19. Jahrhundert konnte man Metalle versilbern, indem man Blattsilber auf den Gegenstand auflötete, indem man es aufhämmerte oder heiß zwischen Zylinderwalzen presste. Diese Verfahren waren natürlich nicht geeignet, Bestecke als Massenware herzustellen und somit auch weniger Begüterten zugänglich zu machen. Im Jahr 1840 erfanden der Franzose Henri de Ruolz ( 1811 - 1887 ) und der Engländer Henry Elkington ( 18o1 - 1865 ) gleichzeitig die elektrolytische Versilberung bzw. Vergoldung und erhielten dafür im Jahr 1840 ein Patent, welches sie im Jahr 1842 an Charles Christofle ( 18o5 - 1863 ) verkauften, der die wirtschaftliche Verwertung in Frankreich betrieb.
Die Firma Lamy et Lacroix arbeite mit Christofle zusammen und versilberte nun ab ca. 1850 nicht nur Bestecke nach diesem neuen elektrolytischen Verfahren, sondern vergoldete möglicherweise auch vielerlei andere Artikel ihrer Goldschmiedefertigung.
Die Goldschmiedeartikel machten bald einen Großteil des Umsatzes aus, allein mehr als 50 % in den Jahren 1865 - 1870.
Sicher dürfte sein, dass die Firma Lamy et Lacroix als erstes Unternehmen in Morez nach dem neuen elektrolytischen Verfahren versilberte und vergoldete.
Falls es von Comtoise Zierblechen und Pendeln überhaupt jemals feuervergoldete Stücke gegeben haben sollte, so können diese Teile nur aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Nach 1850 war die Feuervergoldung in Frankreich aufgrund der Gesundheitsrisiken verboten, bzw. nur unter strengen Auflagen erlaubt.
Die Vergoldung von Comtoise Pendeln und Zierblechen wird im Kapitel 'Pendel und Zierbleche' behandelt.
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Zu 4) Cretin-L'Ange aus Morbier. Um 1830 gründete Germain Cretin-l'Ange an der Route Blanche 94 und 98 in Morbier eine Turmuhrenfabrik, die er bis 1866 leitete. Dann übernahmen seine beiden Söhne unter dem Namen Fils de Germain Cretin l'Ange die Firma, die 1875 erlosch, bedingt durch den Tod des jüngeren Sohnes. Arsène Cretin l'Ange führte die Firma allein erfolgreich unter seinem Namen weiter. Im Jahre 1906 wurde die Firma durch Léon Labrosse übernommen, der auch die Uhrenproduktion mit 20 Arbeitern weiterführte, z.B. eine Uhr für die Kirche Saint-Désiré in Lons-le-Saunier lieferte und in grosser Anzahl Uhren auch nach Spanien exportierte. Vom Beginn der 1930-iger Jahre gibt es eine Referenzliste mit 700 gelieferten Gebäudeuhren, wobei davon ungefähr 240 Stück vor 1893 waren. Wenn man die Kriegsjahre nicht berücksichtigt, ergibt sich eine jährliche Produktion von ca. 15 - 20 Stück.
Die Produktion wurde im Jahre 1934 eingestellt, da die Fa. Charles Peccaud die Gebäude übernahm und daselbst eine kleine Fabrik für Elektromotoren und Hupen für Automobile herstellten.
Ein kompletter Katalog aus dem Jahr 1882, vgl. Abb. xxx, Abb. xxx, wird im Anhang mit allen Abbildungen wiedergegeben.
DER VERTRIEB der Turmuhren weist gewisse Parallelen zum Vertrieb der normalen Comtoise Uhren auf. Ebenso wie die................vertriebenen Comtoise Uhren, die häufig die Signaturen ihrer Vertreiber tragen, wurden auch die meisten Turnuhren durch Zwischenverkäufer, die dann teilweise auch ihre Namen auf die Turmuhrwerke schrieben, vertrieben. Der Vertrieb mittels spezialisierter Firma war notwendig, denn jede Turmuhr war eine Einzelanfertigung bzw. Installation. Jeder Turm war anders und erforderte hinsichtlich der Montage der Uhrwerke, der Zifferblätter und des Unterhalts sowie Reparatur einen Spezialisten.
Bei einigen hundert produzierten Turmuhren pro Jahr im hohen Jura war vielleicht auch nur ein Dutzend solcher Spezialfirmen notwendig, da nicht die gesamte Produktion in Frankreich ausschließlich über diese Spezialisten abgesetzt wurde, sondern auch selbst installiert und exportiert wurde. Einige bekannte Namen solcher Spezialisten waren z.B. L.Charvet Aîné in Lyon, der selbst hauptsächlich elektrische Uhren produzierte ( vgl. Abb. xxx hier Uhr CUM ), Roure in Clermont-Ferrand oder die Firma A. Portal in Montpellier, die Repräsentant und Konzessionär der Fa. Odobey-Cadet für die Departements Aveyron, Ardèche, Alpes-Maritimes, Gard, Hérault, Lozère, Tarn, Vaucluse und Var waren.
Man kann die Gesamtproduktion an Gebäudeuhren/Turmuhren, wobei so genannten Chateau Comtoise bzw. Vertikal Comtoise nicht dazugehören, auf dem Höhepunkt der Produktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf ca. 300 Uhren pro Jahr schätzen.
Einige hundert produzierte Turmuhren p.a. entsprachen wertmäßig einigen zehntausend produzierten Comtoise Uhren p.a., denn bei Preisen von einigen tausend Franken pro Stück konnte eine Turmuhr durchaus dem Wert von einigen hundert normalen Comtoise Uhren entsprechen.
Schauen wir uns die Preise auf Seite 2 im Katalog ( im Anhang komplett abgedruckt ) von 1891 von Jules Jacquemin - Ancienne Maison Richard Frère - an, stellen wir fest, dass eine normale Comtoise Uhr ohne Gehäuse durchschnittlich 15 - 20 Franken kostete. Eine Gebäudeuhr in Vertikalbausweise kostete etwa 10 mal soviel wie eine normale Comtoise, denn die Preise reichten von 105 bis 235 Franken, allerdings ohne Zubehör von Zifferblättern, Zeigern, Glocken usw. ( vgl. Katalog von J.J. Seite 27 ). Die Preise für Turmuhren ( vgl. Seite 29 desselben Katalogs ), auch ohne Accessoires, begannen bei Euro 270 und endeten bei 2050 Franken.
Unterstellt man einen mittleren Preis von 1500 Franken für eine komplette Turmuhr inklusive Zifferblättern, Zeigern, Glocken usw. so ergibt sich bei einer Jahresproduktion von 300 Uhren eine Wert von 450.000 Franken, welche wiederum dem Wert von 30.000 normalen Comtoise zu 15 Franken das Stück entsprechen.
An diesem kleinen Vergleich kann man ersehen, welche wirtschaftliche Bedeutung die Turmuhren für die Menschen in Morez Umgebung hatten. Beide Produktionssparten bringen jeweils ca. 450.000 Franken in den hohen Jura. Wir erinnern uns noch an die Produktionszahl von Comtoise Uhren des Jahres 1912. Das waren 30.000 Stück Zu diesem Zeitpunkt produzierten also die Turmuhrenhersteller wertmäßig ebenso viel wie die Etablisseure der Comtoise Uhren.
Wenn also die Gesamtzahl der Turmuhren bei ca. 300 Stück pro Jahr lag, stellt sich natürlich die Frage nach der Gesamtzahl aller produzierten so genannten Chateau Comtoise bzw. Vertikal Comtoise.
Anzunehmen ist, dass die Zahl dieser Uhren wesentlich höher war als 300 Stück pro Uhr. 300 Turmuhren überwiegend triangulärer Bauweise pro Jahr wurden überwiegend in Kirchtürmen oder evtl. noch anderen sehr großen Gebäuden eingesetzt. Aber Rathäuser, Schulen, Kasernen, Fabriken usw. benötigten nicht unbedingt eine Turmuhr, sondern es reichte auch eine öffentliche Uhr in vertikaler Bauweise, d.h Comtoiser Bauweise. Die Anzahl vertikal gebauter Gebäudeuhren wird wohl ein Vielfaches der Turmuhren betragen haben, da einfach die Einsatzorte für diesen Typ von Gebäudeuhren ein Vielfaches gegenüber denjenigen von großen Turmuhren betragen hat.
Wenn man auch nur annimmt, dass nur die doppelte Menge, also 600 Stück, hergestellt worden sind, so ergibt sich eine Wertschöpfung von ca. 90.000 Franken p.a. bei einem Durchschnittspreis von 150 Franken, äquivalent 6000 Comtoise Uhren zu 15 Franken p. St.
Die Fabrikation sowohl von Turmuhren als auch Gebäudeuhren vertikaler Bauweise war ein für die Industrie im hohen Jura sehr bedeutsamer Produktionszweig.
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14. Die Hemmungen: ( 8 Seiten )
Die rückführenden Hemmungen:
Der Spindelgang:
Der Hakengang bzw. Ankergang:
Mayet Hemmung und Chevalier de Bethune Hemmung:
Die ruhenden Hemmungen:
Stiftenhemmung:
Grahamhemmung:
Brocot-Hemmung:
Thiout-Hemmung:
15. Monats- und Jahreslaufwerke. ( 2 Seiten )
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In den Katalogen der Etablisseure werden die Monatsuhren - marchant 30 jours - zu Aufpreisen angeboten, die fast einer Preisverdopplung gegenüber dem Grundmodell gleichkommen.
Im Katalog von Jules Girod ( siehe Anhang ) kostet die einfachste Ausführung einer Comtoise Uhr 16 Franken, der Aufpreis für eine Monatsuhr dagegen beträgt 15 Franken.
Im Katalog von Jules Jacquemin ( vgl. Anhang ) kostet die einfachste Ausführung einer Comtoise Uhr 14 Franken, der Aufpreis für eine Monatsuhr dagegen beträgt 12 Franken.
Im Katalog von Armand Morel, Tarif No.19 ( vgl. Anhang ) kostet die einfachste Ausführung einer Comtoise Uhr 14 Franken, der Aufpreis für eine Monatsuhr dagegen beträgt 8 Franken.
Im selben Katalog von Armand Morel No.19 ( vgl. Anhang ) wird auch eine Uhr mit einer Laufzeit von 1 Jahr angepriesen, allerdings zu einem Preis von 400 Franken. 'HORLOGE MARCHANT UN AN SANS ÊTRE REMONTÉE'. An der Weltausstellung 1889 in Paris hatte diese Uhr eine ehrenvolle Erwähnung erhalten.
16. Schlagwerke ( 9 Seiten )
Im 18. und im frühen 19. Jahrhundert werden Sie nur Schlagwerke finden, die eine Schlagwerkauslösung durch Federandruck bewirken. Der Übergang von der einen auf die andere Art wird in.........Jahren des 19. Jahrhunderts erfolgt sein. Bis......gibt es ausschließlich die federbelastete Auslösung, nach ...... gibt es ausschließlich die gewichtsbelastete Auslösung des Schlagwerks. Zwischen ............ gibt es beide Systeme parallel nebeneinander. Die Einordnung der Uhren in 'vor....... oder nach........’ ist also relativ einfach, wenn auch andere typische Merkmale früherer oder späterer Uhren vorhanden sind. Die Datierung von Uhren zwischen .........und ........ dagegen muss nach anderen Kriterien als die durch federbelastete oder gewichtsbelastete Schlagwerkauslösung erfolgen, wie z.B. Zifferblätter, Zierbleche, Zeiger usw.......
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17. Zifferblätter ( 19 Seiten )
Zwischen 1740 und 1750 erscheinen an den Comtoise Uhren die ersten einteiligen Emailzifferblätter in einer Größe ab 19 cm Durchmesser. Gab es bis zu diesem Zeitpunkt nur Uhren, die entweder einen Messingziffer- bzw. Zinnzifferring oder ein Messinggußzifferblatt mit kleinen eingesetzten Emailschilden hatten, den sogen. Kartuschen, so erscheinen nun in den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts größere, runde Emailzifferblätter, die die beiden vorherigen Generationen von Zifferblatttypen sehr schnell ablösen und fortan das Erscheinungsbild der Comtoise Uhren bis zur Einstellung der Produktion im 20. Jahrhundert so nachhaltig prägen, dass das Emailzifferblatt fast schon ein Charakteristikum der Comtoise Uhren ist........
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Bevor wir uns jedoch anschauen, warum nun plötzlich größere ( größer als Emailkartuschen ) Emailzifferblätter auftauchen und wie die verschiedenen Typen der Emailzifferblätter bestimmte Zeitabschnitte prägen werden, wollen wir uns erstmal ein wenig mit den Grundlagen der Emailkunst, allerdings beschränkt auf die Fertigung von Emailzifferblätter, beschäftigen, damit klar wird, um welche Innovation es sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts handelte.
Obwohl man also ab ca. 1850 Eisenblech emaillieren konnte, bedeutete dies nicht automatisch,
dass nun auch alle Zifferblätter auf Eisen emailliert wurden.
Drei Gründe sprachen dagegen, dies zu tun..............
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Eine Kombination von Gussteil und Zifferblatttyp gibt es nicht, die aber öfter im Handel auftaucht........
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18. Zierbleche und Pendel ( 7 Seiten )
"IM CHAOS ENTSTEHT NEUES, so könnte man wirklich das bezeichnen, was sich im 2. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts bzgl. des Aussehens der Comtoise Uhren entwickelte. Zwischen 1810 und 1815 kam ein gewisser Pierre-Claude Paget aus Morbier auf die Idee, die üblichen aus Messing gegossenen Zierteile durch geprägte Zierbleche zu ersetzen.....................
Diese Passage hatten Sie bereits im Kapitel "10. Die Übergangsperiode 1815 - 1830" gelesen und somit einen kleinen Vorgeschmack auf das erhalten, was in diesem Kapitel ausführlicher dargestellt werden soll.
Der Name Paget ist im hohen Jura wohlbekannt. Alles begann in Morbier an der Route Blanche 138, denn im Jahr 1691 erlaubte die Abtei von St. Claude der Familie Paget dort eine Mühle zu bauen und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde neben der Mühle dort auch ein Sägewerk und eine Nagelherstellung betrieben. Aber seit etwa 1810 wurde auch eine Fabrik für Uhrenbestandteile eingerichtet, in welcher Pierre-Claude Paget erstmals aus Messingblech geprägte Zierbleche herstellte.........
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Comtoise mit Gussteil, welches einen gallischen Hahn trägt, und bombiertem Zifferblatt mit römischen Stundenzahlen und............. hat es nie gegeben.........
19. Gewichte, Zeiger, Glocken und Schlüssel. ( 8 Seiten )
Auch bei Gewichten, Zeigern, Glocken und Schlüsseln sind Entwicklungen erkennbar, die für die Datierung einer Comtoise Uhr herangezogen werden können. Glocken und Zeiger sind am Uhrwerk montiert, Gewichte und Schlüssel hingegen nicht.
Das Aussehen von Zeigern war im Laufe von mehr als 200 Jahren vielfältigeren Veränderungen als Gewichte und Glocken unterworfen. Zeiger sind Schmuckelemente. Der vorherrschende Stil prägt sich unmittelbar in ihrem Design wieder. Zeiger müssen sich harmonisch in die Gesamtkonzeption von Gehäuse- und Zifferblattgestaltung einfügen. Zeiger aus der Zeit Louis XIV. unterscheiden sich ebenso wie Gehäuse und Zifferblätter beträchtlich von Zeigern aus der Zeit Louis XV., oder Louis XVI. oder gar des Empire. An den Gesamtkompositionen der Prunkpendulen und feuervergoldeten Pendulen bekannter Pariser 'Künstler' - Hersteller lässt sich das lupenreiner nachvollziehen als an Comtoise Uhren. Aber auch die in der Provinz hergestellten Uhren folgten im Design dem Pariser Stil. Während der Revolutionszeit ändert sich dies ein wenig, denn es erscheinen nun an den Comtoise Uhren des Volkes Stilelemente, die man an zeitgenössischen Pendulen Pariser Hersteller nicht findet...........
Fragt man heute Comtoise Sammler nach dem Geheimnis des vortrefflichen Klangs, so wird man allenthalben zu hören bekommen, dass dies am Silberanteil der Bronzeglocken liege.
Silber? Gustav Schmidt spricht von Silberbronzeglocken und bei Siegfried Bergmann finden wir sogar den Grund für den hervorragenden Klang. Seite 332, Zitat: "(Silberbronze - je größer der Silberanteil desto heller der Klang)".
Jeder weiß...........
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Wenn insgesamt während der gesamten Produktionsperiode etwa 5.000.000 Uhren produziert wurden, so wird auch jede Uhr einen Schlüssel gehabt haben, d.h. also auch etwa 5.000.000 Stück mussten gefertigt worden sein. Jedoch müssen wir feststellen, dass es heute schwieriger ist, einen antiken Comtoise Schlüssel als eine antike Comtoise Uhr zu kaufen. Schlüssel sind typische Verlierteile. Wird eine Uhr für Jahrzehnte auf dem Speicher, im Keller oder in der Scheune abgelegt, so wird wohl in den wenigsten Fällen der Schlüssel mit der Uhr abgelegt worden sein.
Schlüssel des 18. Jahrhunderts unterscheiden sich von ihren Nachkommen des 19. Jahrhunderts. Sicherlich wurden die Schlüssel der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden vom Schmied/Uhrmacher noch in Einzelarbeit hergestellt. In dieser Zeit sind deshalb manche Schlüssel wahre kleine Kunstwerke, geschmiedet, gefeilt, verziert. vgl. Abb. xxx
wohl, dass die besten Glocken, insbesondere Kirchenglocken, aus Bronze gegossen werden und zwar in einer Legierung von................
20. Kalenderanzeige. ( 10 Seiten )
Erste Uhren mit Datumsanzeige erscheinen nach Mitte des 18. Jahrhunderts und die wenige Exemplare sind alle als Raritäten einzustufen, die das Herz eines Sammlers erfreuen. Auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden nur wenige Uhren mit Datumszeiger hergestellt und erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Datumszeiger ein Standardangebot der Hersteller. Die zusätzliche Datumsanzeige bedingte einen Preisaufschlag. In den einschlägigen Katalogen beträgt dieser Aufschlag durchschnittlich 0,50 bis 1 Franken, vgl. Kataloge im Anhang. Obwohl der Aufschlag für Datumsanzeige der niedrigste Aufschlag unter allen möglichen Aufschlägen bei einem Gesamtpreis der einfachsten Ausführung einer Comtoise Uhr von durchschnittlich 14 bis 15 Franken war, kann man nur feststellen, dass die Datumsanzeige höchstens bei 5 -10% aller produzierten Comtoise Uhren eingebaut wurde.
In Kombination mit der Datumsanzeige kommt die Wochentagsanzeige bei Comtoise Uhren vor, wenn auch sehr selten.
Die zweite Art der Mondphasenangabe geschieht durch eine sich hinter dem Zifferblatt drehende Scheibe, auf welcher die entsprechenden Mondsymbole graviert, aufgemalt oder farbig emailliert sind.
Es werden vier Konstruktionsarten unterschieden.........
DER REPUBLIKANISCHE KALENDER.
In der französischen Revolutionszeit wurde der Gregorianische Kalender durch den so genannten Republikanischen Kalender ersetzt. Aber scheinbar selbst die Leute, die ihn Frankreich verordnet hatten, konnten sich nicht an ihn gewöhnen, zumal man nicht nur die Wochentage und die Monatsnamen änderte, sondern auch das Dezimalsystem einführte..........
Im „Almanach des Honnetes Gens“ nämlich, veröffentlicht im Januar 1788, beschreibt sein Autor Pierre Sylvain Maréchal ( 1750 – 1803 ) erstmalig einen neuen Kalender, welcher 12 Monate mit jeweils 30 Tagen vorsah, die einzelnen Monate in 3 Dekaden a 10 Tage einteilte und am Ende des Jahres 5 Zusatztage hinzufügte. Die Monate erhielten neue Namen und statt der christlichen Heiligen wurde die einzelnen Tage repräsentativen, würdigen Personen zugeordnet, z.B. Philosophen, Wissenschaftlern, Dichtern, Wohltätern der Menschheit usw. Die Jahre sollten als Jahre 1 usw. der Herrschaft der Vernunft gezählt werden ( L’an premier etc. du règne de la raison) ....................
Nach dem 14. Juli 1789 und bis zum Beginn der offiziellen Gültigkeit des revolutionären ( republikanischen ) Kalenders im Jahr 1793 waren die Bürger der noch als Staatsform bestehenden Monarchie mit mehreren Zeitrechnungen konfrontiert. ...............
Bei Comtoise Uhren ist bisher nur eine einzige Uhr bekannt, die eine funktionierende Dezimalanzeige hat.........
Schmitt geht in seiner 3. Auflage nur sehr kurz auf den Republikanischen Kalender auf Seite 576 ein,
und begeht leider einen schwerwiegenden Fehler. Er schreibt nämlich: (Zitat) „ Der Tag wurde in 2x10
Stunden (statt 2 x 12 Stunden) eingeteilt.“ Dies ist, wie oben bereits erwähnt, falsch, da der Tag des Republikanischen Kalenders nur insgesamt 10 Stunden hatte.
Obwohl Schmitt auf Seite 616 Kap. 20, Literatur über Comtoise Uhren, sowohl Maitzner-Moreau,
4. Aufl. 1982 und Bollen, Comtoiseklokken, 2. Aufl. 1976 erwähnt, er außerdem auf Seite 512 in
seiner Übersicht die Uhr von Bollen Abb. 46 als Beispiel für Datumsanzeige heranzieht, ist es unver-
ständlich, dass er die Uhren der Abb. 43 und 44 von Bollen nicht als Beispiele für Republikanischen
Kalender und Dezimalanzeige heranzieht. Wenn er die Abb. 46 gesehen hat, so sollte man doch annehmen, dass er auch diese Bilder 2 Seiten vorher gesehen hat.
Auf Seite 513 schreibt Schmitt: ( Zitat) „ Man kann zwei Ausführungen von Zifferblättern mit Datumsanzeige unterscheiden: eine mit der Angabe der geraden Tage von 2 bis 30 und eine mit der Angabe der ungeraden Tage von 1 bis 31. Uhren mit Hinterpendel sind mit geraden oder ungeraden Tagen gekennzeichnet worden. Ausführungen mit geraden Tagen sind seltener. Die Tafel 11 zeigt eine dieser Uhren. Die Zahl 30 steht unter der XII. Bei Uhren mit Vorderpendel wurden die ungeraden Tage aufgeschrieben ( Abb. 132). Hier steht die Zahl 31 unter der XII.“ ( Zitatende )
Ob Datumsanzeigen von 1 – 31 oder 2 – 30 benutzt wurden, war sicher nicht davon abhängig, ob die Uhr Vorder - oder Hinterpendel hatte..............
Mit anderen Monatsnamen hätte man noch leben können, auch mit einer einheitlichen Länge der Monate
von 30 Tagen, aber mit einer anderen Wocheneinteilung von 10 Tagen anstelle von 7 Tagen war dies
sehr schwer. Nicht nur, dass die Menschen zwangsläufig mehr arbeiten mussten, es gab nur noch 36 freie
Arbeitstage ( Sonntage ) anstelle von vorher 52 pro Jahr, sämtliche Feiertage des kirchlichen Jahres der römisch katholischen Kirche kamen in Unordnung. Der republikanische Kalender war ein Revolutions-
kalender und als solchen muss man ihn mit seiner Einführung als symbolischen Ausdruck eines breiten
Prozesses der Dechristianisierung der franz. Bevölkerung verstehen..........................
21. Mini Comtoise Uhren ( 6 Seiten )
Handelt es sich bei dieser kleinen Comtoise Uhr, die Sie auf Abb. Nr. 201 CUM sehen, um eine Mini Comtoise? Der Werkkäfig hat die Maße von 20,5 cm Höhe, 16,5 cm Breite und 12,5 cm Tiefe. Die Pendellänge beträgt 190 cm. ( Pendellängen sind hier und im folgenden angegeben von der Pendelaufhängung bis Unterkante Pendellinse/Bleibirnchen )
Oder ist gar diese kleine Weckercomtoise auf Abb. Nr.1 CUM, deren Käfig mit 19,5 cm Höhe, 16,5 cm Breite, 11,5 cm Tiefe noch kleiner ist, und deren Pendellänge 162 cm beträgt, eine Mini Comtoise?
Die nächste Uhr auf Abb. Nr. x CUM misst auch nur 20 cm Höhe, 19,5 cm Breite und 13 cm Tiefe und weist eine Pendellänge von 115 cm auf. Handelt es sich hier nun um eine Mini Comtoise?
Ist denn nun die vierte kleine Comtoise mit 19,5 cm Höhe, 19 cm Breite, 13,5 cm Tiefe und einer Pendellänge von 112 cm auf Abb. Nr. ( M608 ) CUM eine Mini Comtoise?
Die ersten beiden Uhren sind typische kleine Comtoise Uhren des Mayet Typs aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die dritte Uhr dürfte aus den fünfziger Jahren und vierte aus den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts stammen, Sie sind zwar kleiner als die üblichen Uhren dieser Zeit, weisen aber sonst alle Merkmale der üblichen Uhren auf, insbesondere haben sie lange Pendel.
Diese Uhren rechne ich nicht zu den Mini Comtoise, denn alle Pendel aller Uhren weisen Pendellängen auf, die den üblichen Längen anderer Uhren entsprechen und außerdem fehlt das entscheidende zweite Merkmal, nämlich.................
Das Zeitalter der Mini Comtoise Uhren begann am 10. Oktober 1853, denn an diesem Tag............
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Die ersten Mini Comtoise mit Gewichtsaufzug dürften um 1860 erschienen sein, denn die Motive der Zierbleche entsprechen stilmäßig denen der großen Comtoise Uhren................
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Eine andere Entwicklung eines kleinen Uhrwerks für den Einbau in Wand- oder Tischuhren, nämlich das 8 Tage Federzug Mini Comtoise Uhrwerk mit Schlagwerk, war dagegen sehr erfolgreich. Basierend auf den Konstruktionsprinzipien der Comtoise Uhr wurde ein Werk in einem kleinen Eisenkäfig mit nebeneinander liegenden Rädersätzen zwischen Stabplatinen mit Repetitionsschlag geschaffen. Schlag auf Gong oder auf Glocke war möglich. Die Werke wurden jedoch überwiegend mit Gongschlag für den Einbau in Gehäuse gebraucht. ...................
Das Mini Comtoise Standardwerk mit Glockenschlag findet man sehr selten, und die wenigen Exemplare, welche stets eine Messinglünette tragen, sind entsprechend teuer. Aus diesem Grund wird dieses Modell heute durch entsprechenden Umbau von Werken geschaffen, die man Regulatorgehäusen entnommen hat.
Diese Mariagen erkennen Sie erstens daran, dass die Messinglunette wesentlich kleiner ist als bei der Originalausführung, bei welcher sie das Gehäuse weit überragt. Da bei den Regulatorwerken dann das schwarze Trageblech sichtbar ist, wird dieses oftmals durch Messingblech kaschiert. Am Werkkäfig dieser Uhr werden Sie natürlich auch die Bohrungen für die Schrauben der Werkhalter finden, mit welchen das Werk an der hölzernen Rückwand eines Gehäuses befestigt wurde.
Zweitens werden Sie erkennen können, dass ein Standard Mini Comtoise Federzugwerk, welche fast alle mit Gongschlag ( Tonstab, selten auf Rundgong ) ausgestattet sind, auf Glockenschlag umgebaut wurde. Dazu muss man lediglich den Gonghammer entfernen und die Hammerachse kürzen, so dass man nicht mehr erkennen kann, dass ein Gonghammer montiert war. In die Hammerachse wird dann ein neuer Draht für den Glockenhammer eingesetzt, welcher durch einen zu schaffenden Schlitz in der Käfigoberplatte dann auf eine Glocke schlagen kann. Glockenhalter und Glocke auf der oberen Käfigplatte zu montieren, ist sicher die leichteste Aufgabe für die Hersteller dieser Art von Mariagen.
Schauen Sie sich den Draht der Hammerachse an. Ist dieser Draht aus dem gleichen Material wie andere Drähte im Werk?
Schauen Sie sich den Schlitz in der Käfigdeckplatte an, schimmert das Eisenblech silberfarben? Sicherlich hat man hier schwarze Farbe oder Graphitpaste darüber gezogen. Kratzen Sie ruhig mal an der Kante des Schlitzes. Erscheint silberfarbenes Eisenblech, dann kann der Schlitz noch nicht sehr alt sein.
Eine Original Mini Comtoise Wanduhr mit Seilzug oder Federzug hat immer einen fest montierten Aufhänger an der oberen Käfigplatte und hat ausserdem immer Seitentüren..........................
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22. Comtoise Uhren mit Musikwerken. ( 5 Seiten )
Comtoise Uhren mit Musikwerken kommen in drei Arten vor, nämlich erstens als Zungenspielwerk, zweitens als Flötenspielwerk und drittens als Glockenspielwerk/Carillon.
Abb.: CUM 86 zeigt Ihnen eine Comtoise mit Musikspielwerk, bei welcher das Zungenspielwerk linksseitig montiert ist.
Die Uhr hat 3 Gewichte, d.h. mittig für Gangwerk, rechts für Schlagwerk und links für Musikwerk. Die Uhr hat Ankergang mit 1/2 stündlichem Schlag auf Glocke sowie Repetition des vollen Stundenschlags nach 2 Minuten. Das Musikspielwerk wird vor dem Stundenschlag ausgelöst und spielt dann ein Lied von insgesamt 3 oder 4 Liedern. Das Werk kann derart eingestellt werden, dass entweder immer dasselbe Lied oder reihum eines der 3 oder 4 Lieder gespielt wird. Außerdem kann man das Musikwerk über einen Hebel jederzeit auslösen.
Das Werk ist zusätzlich mit einer Datumsanzeige ausgestattet. Das Emailzifferblatt ist signiert: Leopold Lafarque à Coutras.
Das einteilige messinggeprägte Zierblech zeigt eine Weinernteszene. Die Zeiger sind eine sehr späte Form eines Sonnenzeigers mit einem einteiligen Eisenschaft und aufgesetzten kleinen Sternen aus Messing.
Der Werkkäfig hat die Maße von 33,3 cm Breite x 33,8 cm Höhe x 29,5 cm Tiefe. Das Zierblech hat die Maße von 33 cm Breite x 53,5 cm Höhe. Die Schlagwerkauslösung ist gewichtsbelastet.
Alle Kriterien, die ich zur Datierung dieser Uhr heranziehe und in Relation setze, sprechen für einen Zeitraum der Herstellung von ca. 1855-1860.
Bei Gustav Schmitt ist z.B. in der Auflage von 1983 diese Uhr aus meiner Sammlung im Kapitel 14.3 auf den Seiten 542 - 547 beschrieben und abgebildet, vgl. daselbst Abb. 472 - 474. Das zu dieser Uhr gehörende Zierblech mit Zifferblatt ist bei Gustav Schmitt auf Seite 178, Abb. 120 wiedergegeben. Normalerweise hätte man erwarten können, dass die Uhr im entsprechenden Kapitel komplett abgebildet wird, aber Gustav Schmitt hat vermutlich nicht mehr gewusst, dass dieses Zifferblatt zur Musikcomtoise gehörte, denn er hatte seinerzeit bei seinem Besuch Mitte der siebziger Jahre bei mir in Düsseldorf das Werk auch nicht komplett sondern nur demontiert fotografiert.............
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Abb.: CUM 88 zeigt Ihnen eine Comtoise mit Musikspielwerk, bei welcher das Zungenspielwerk linksseitig montiert ist.
Die Uhr hat 3 Gewichte, d.h. mittig für Gangwerk, rechts für Schlagwerk und links für Musikwerk. Die Uhr hat Ankergang mit 1/2 stündlichem Schlag auf Glocke sowie Repetition des vollen Stundenschlags nach 2 Minuten. Das Musikspielwerk wird vor dem Stundenschlag ausgelöst und spielt dann ein Lied von insgesamt 3 oder 4 Liedern. Das Werk kann derart eingestellt werden, dass entweder immer dasselbe Lied oder reihum eines der 3 oder 4 Lieder gespielt wird. Außerdem kann man das Musikwerk über einen Hebel jederzeit auslösen. Die Produktionsnummer lautet: 7444
Das Emailzifferblatt ist signiert: Ene ( Eugène ) Villard à St.Claud s/le-Son.
Das einteilige messinggeprägte Zierblech zeigt eine die Heimkehr des Seemanns. Die Zeiger sind eine sehr späte Form eines Sonnenzeigers mit einem einteiligen Eisenschaft und aufgesetzten kleinen Sternen aus Messing.
Der Werkkäfig hat die Maße von 27,7 cm Breite x 31,5 cm Höhe x 21 cm Tiefe. Das Zierblech hat die Maße von 27 cm Breite x 45,5 cm Höhe. Die Schlagwerkauslösung ist gewichtsbelastet............
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Bei Siegfried Bergmann ist auf den Seiten 414 - 417 mit Abb. 385 -385.2 eine Uhr mit Musikspielwerk und Messinglunette abgebildet, welche eine bekannte Signatur eines Mitglieds einer Uhrendynastie aus der Normandie trägt: Adolphe Hagneaux à Coudres.
Thomas Hagneaux lebte von 1791 - 1850.
Gemäß der Messinglunette wird man diese Uhr, wie auch geschehen, auf etwa 1880 datieren.
Gemäß der Signatur Adolphe Hagneaux müsste man allerdings diese Uhr auf vor 1850 datieren, also ein Datum, an welchem es die abgebildete Lünette noch gar nicht gegeben hat.
Um 1880 jedenfalls hat Adolphe Hagneaux nicht mehr gearbeitet. Einige Teile des Uhrwerks, wie z.B. die Gewichtshalter und Messinggewichte der Schlagwerkauslösung, die Spiralfeder im Windfang und die Hammer- und Weckerhammerbefestigung mittels Vorsteckstifte weisen auf eine Entstehungszeit um 1850/55 hin.
Schaut man die Abbildung 385 genauer an, so fallen 2 Dinge auf.
1) Die Messinglunette ist mit 4 Kupfernieten befestigt.
Es bleibt festzustellen, dass es bei authentischen Comtoise Uhren niemals Kupfernieten gegeben hat. Die hier sichtbaren Kupfernieten sind eine Arbeit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Wenn man sich die Abbildung genau anschaut, dann erkennt man im schwarzen Trageblech von Lünette und Zifferblatt jeweils unten links und rechts auf halben Weg zwischen Kupfernieten und unterer Käfigplatte 2 kleine Löcher, rechts besser als links erkennbar. Diese Uhr trug ursprünglich ein messinggeprägtes Zierblech, dessen unterer Teil üblicherweise mit 2 kleinen Schräubchen auf dem Trageblech befestigt war, denn daher rühren die kleinen Löcher.
2) Die beiden vorderen Werkpfeiler sind mit unterer und oberer Käfigplatte nicht bündig, d.h. sie sind ( geschätzt ) ca. 4 -5 mm nach innen gesetzt. Unten links und rechts können Sie jeweils vor den Pfeiler kleine Dornen erkennen. Hinter diese Dornen wurde ursprünglich das Trageblech gesteckt und war somit unten befestigt. Oben wurde es dann mit 2 Schrauben in die Pfeiler befestigt. Auf der Abbildung 385 sitzt das Trageblech vor diesen Dornen, es besteht also ein Spalt, der von der Seite gesehen sichtbar wäre, zwischen Trageblech und Pfeiler. Anzunehmen ist, dass die beiden Schrauben mit Unterlegscheiben unterlegt sind, um diesen Spalt gleichmäßig zu erhalten. Würden man nämlich ohne diese Unterlegscheiben die Schrauben fest anziehen und somit das Trageblech auf den Pfeiler pressen, müsste sich der obere angesetzte Teil des Tragblechs verbiegen, da die obere Käfigplatte 4 - 5 mm überstehend ist. Dieses obere Stück des Trageblechs musste man aber ansetzen, da man sonst keine Befestigungsmöglichkeit für die Lünette gehabt hätte.
Bei einer Originaluhr um 1880 hätte man die Konstruktion sicherlich anders gemacht.
Betrachten Sie von dieser Comtoise Uhr das schöne Uhrwerk und das wunderschöne Zungenspielwerk, doch nehmen Sie bitte diese Mariage weder als Referenz für eine Comtoise Uhr mit Lünette noch als Beispiel einer Hagneaux Uhr.
b) Comtoise Uhr mit Flötenspielwerk ( oder Schwarzwälder Flötenuhr mit Comtoise Uhrwerk ) vgl. Abb. CUM 150
Gehörten Comtoise Uhren mit Musikwerken durchaus zum Standardprogramm einzelner Etablisseure, so wird es sich bei diesem Beispiel einer Comtoise Uhr mit einem Flötenwerk sicherlich nicht um ein Standardprodukte handeln. Ich habe im Laufe meiner jahrzehntelangen Arbeit mit Comtoise Uhren nur dieses eine Exemplar gesehen und hatte das Glück, es kaufen zu können.
Die Uhr hat 3 Gewichte, d.h.........
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23.. Raritäten und Kuriositäten ( Kapitel zur Zeit noch in Arbeit )
24. Comtoise Reproduktionen und Mariagen ( 10 Seiten + zur Zeit noch in Arbeit )
Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts erlebte die Comtoise Uhr ihre große Renaissance. Obwohl wöchentlich tausende von Comtoise Uhren aus Frankreich importiert wurden, konnte die ungeheure Nachfrage nicht befriedigt werden.
In den Niederlanden und Frankreich, später auch in Deutschland und Belgien, wurden Reproduktionen von Comtoise Uhren hergestellt. Diverse Uhrenfabriken folgten dem Trend der Zeit und versahen die eigenen Werke mit Zifferblättern und Dekorationen, die dem Comtoise Stil entsprachen. In Deutschland z.B. fertigte die Fa. Kieninger aus Aldingen um die Mitte der siebziger Jahre eine Reihe von Comtoise Uhren mit solch wohlklingenden Namen wie, Amandine, Charlotte xxxxx.
Auch die Firmen Schmeckenbecher und Urgos aus Villingen-Schwenningen bauten Wanduhren, deren Aussehen an Comtoise Uhren erinnerte...................
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Manche bauten sogar die Comtoise Uhrwerke mehr oder weniger originalgetreu nach.
Nachfolgend möchte ich Ihnen die verschiedenen Uhrwerke vorstellen, denen Sie auch heute immer wieder begegnen. Wenn Sie diese Werke kennen, wird man Ihnen sicherlich eine dieser Reproduktionen nicht mehr als eine original antike Comtoise Uhr des 19. Jahrhunderts verkaufen können.
Die sicherlich beste Reproduktion eines Comtoise Uhrwerks ist dieses abgebildete Uhrwerk.
XXXX der Fa. SIERIMPEX B.V. /bzw. ARTEX Budapest.
SIERIMPEX B.V./AMSTERDAM
Die Fa. Sierimpex B.V. aus Amsterdam war überhaupt die erste Firma, welche im Jahr 1972 eine Reproduktion einer Comtoise Uhr auf den Markt brachte........
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Die Fa .I. + B .Deckert/Düsseldorf hatte von der Fa. Sierimpex B.V. bereits im Jahr 1973 den Alleinvertrieb für Deutschland und Frankreich übernommen und schon auf der Frankfurter Frühjahrsmesse 1973 die ungarisch/niederländischen Comtoise Uhren ausgestellt. Bald wurde dann auch Fa. I. + B. Deckert Zulieferer von Sierimpex mit Uhrenteilen, wie z.B. mit Zifferblättern, Zeigern und insbesondere den Styroporverpackungen für die Comtoise Uhr.
Bis zum Jahr 1978, als die Fa. Sierimpex Insolvenz anmeldete, waren etwa 15.000 Verpackungen geliefert worden, und wenn man die Uhrenproduktion für die ersten beiden Jahre auf insgesamt 5000 schätzt, so sind bis zum Zeitpunkt der Insolvenz ca. 20.000 Comtoise Uhren mit ungarischem Werk ausgeliefert worden.
Klokkenfabriek HET ZUIDEN/Veldhoven...........
ALMA KLOKKEN B.V./Haarlem.................
SERAMM/Chatillon-le-Duc..................
ODO/Morez....................
GAIGNON/Paris...................
Antike Comtoise Uhren, Mariagen und Reprouhren bei eBay.
Das Angebot an Comtoise Uhren bei eBay ist riesig, jedoch ist nicht alles original antik, was als antik angeboten wird.
Comtoise-Reprouhren, d.h. Uhren, die nach 1972 gefertigt wurden, werden als antike Uhren angeboten.
In zahlreichen Standesämtern werden Comtoise-Ehen ( Mariagen ) am Fliessband gestiftet, indem Uhren aus alten Teilen verschiedener Comtoise Uhren zusammengebaut werden, oder aber antike Comtoise Uhrwerke mit neuen Teilen, d.h. insbesondere Zierblechen und Pendeln sowie neuen oder restaurierten Zifferblättern ausgestattet werden.
Da die Comtoise Uhren des 18. Jahrhunderts und frühen 19. Jahrhunderts mit Gusszierteilen, allgemein als Hahnenuhren bezeichnet, wesentlich höhere Preise erzielen als Uhren mit geprägten Zierblechen, werden schon seit Jahrzehnten bei den Uhren des frühen 19. Jahrhunderts mit Vorliebe die geprägten Zierbleche durch alte und neue Gusszierteile ersetzt.
Seit Beginn der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden sicherlich mehr als 100.000 Comtoise Reprouhren in den Niederlanden, Korea, Frankreich und Deutschland hergestellt................................................... ......................................................................
Literaturverzeichnis: ( 7 Seiten )